Die Seelbacher Sporthalle hat in ihrer langen Geschichte viele denkwürdige Partien erlebt. Am Samstag kam eine weitere magische Handball-Nacht hinzu.
Schon 20 Minuten vor Spielbeginn war kaum mehr ein Platz zu erhaschen, alle wollten dabei sein beim Griff der HSG Ortenau Süd nach der Meisterschaft der in der Landesliga Nord der Herren. Der Spitzenreiter hatte über weite Strecken aber alle Hände voll zu tun, da auch der Gegner aus Ottersweier nochmals alles in die Waagschale warf. Die Stimmung war deshalb zunächst nicht ganz so euphorisch wie eine Woche zuvor in Ohlsbach. Die Anspannung der Spieler legte sich auch über die Tribünen – eine Mischung aus Zittern, Hoffen und Bangen machte sich breit.
Um 21.34 Uhr war man dann am Ziel der Träume: Der Titel in der Landesliga und der damit verbundene Aufstieg in die Südbadenliga waren perfekt, eine riesige Jubeltraube in Rot-Weiß ergoss sich über das Spielfeld. Es ist der bislang größte Erfolg im dritten Jahr nach Gründung der HSG. Der TV Sulz, TV Seelbach und der GSV Mietersheim haben es gemeinsam geschafft, die Kräfte erfolgreich zu bündeln und an allen Spielorten für volle Hallen zu sorgen. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Damit hatte vor der Saison keiner gerechnet, umso schöner ist der Erfolg. Wir realisieren das erst nach und nach“, musste Meister-Trainer Mirko Reith erst einmal Durchatmen und kassierte dann auch gleich die erste Bierdusche seiner Jungs, die sich mit goldenen Krönchen und in den eigens entworfenen Meistershirts ihren Fans präsentierten. „beReith für die Südbadenliga! #MIRKOmme“ war darauf zu lesen – eine Verneigung der Mannschaft vor ihrem Coach, der in seinem ersten Jahr ein Meisterteam formte. Mit zwei großen Spruchbändern bedankte sich das Team unter lauten Jubelgesängen bei den Fans und Sponsoren. Und jedem Beobachter wurde deutlich: Hier steht eine echte Einheit auf dem Platz.
Diese bröckelte auch nach einer langen Partynacht in Seelbach nicht. Bereits am Sonntagmorgen fand die Jubelparty ihre Fortsetzung. Mit dem Planwagen ging es von Sulz über Mietersheim auf den Langenhard, wo Mannschaftskapitän Oliver Fimm auf einer Konfirmation zu Gast war, das schicke Hemd hernach flugs gegen das Aufstiegsshirt tauschte und sich dem Jubelexpress anschloss. „Unglaublich, da fehlen einem wirklich die Worte“, so Fimm. Kreisläufer Jason Peter ergänzte: „Ein ultrageiles Gefühl, diese Truppe ist einfach der Hammer.“ Den finalen Abstecher machte der HSG-Jubeltross auf den Seelbacher Sportplatz, wo der heimische FSV gegen den FV Sulz antrat – kein Regisseur hätte dieses Drehbuch so schreiben können.
Mit diesem unbändigen Teamgeist als Faustpfand will die HSG auch das Unternehmen Südbadenliga erfolgreich in Angriff nehmen. „Ohne Frage: Es wird für uns oben eine harte Geschichte, den Klassenerhalt zu realisieren“, weiß Mirko Reith. „Aber wir haben bewiesen, dass wir mit unserem Zusammenerhalt einiges erreichen können.“ Der Meisterkader bleibt zusammen, mit Sven Bechthold (Kehler TS) und Fabian Enderlin (TG Altdorf) stehen zwei Neuzugänge bereits fest. Die Handballfans der Region dürfen sich auf ein weiteres, zuschauerträchtiges Derby freuen. Wichtig für die HSG wird sein, diesen Erfolg nachhaltig zu nutzen, weitere handballbegeisterte Kids und Jugendliche sowie qualifizierte Trainer für die Arbeit in der Spielgemeinschaft zu gewinnen. Nur dann ist eine langfristig erfolgreiche Ausrichtung gewährleistet. Denn in einem sind sich alle Verantwortlichen einig: Dieser Triumph soll keine Eintagsfliege sein.